Kölner Klaviertrio – Presse
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Pressestimmen

Münsterland Zeitung vom 4.1.2006

Schostakowitschs Trauer trifft auf Beethovens Humor

Neujahrskonzert setzt neue Akzente

Heek. Jenseits walzer- und polkaseliger Neujahrsklänge der Strauß-Dynastie, gestaltete das Kölner Klaviertrio am Sonntagabend ein etwas anderes Neujahrskonzert: Zwei Meisterwerke der Kammermusik von Ludwig van Beethoven und Dimitrij Schostakowitsch eröffneten das musikalische Jahr der Landesmusikakademie, gleichzeitig war es für das international renommierte Ensemble der Auftakt zum alljährlich stattfindenden Kammermusikkursus.

Temperament geladene Spiellaune und packender Zugriff kennzeichneten den Beginn des Klaviertrios B-Dur op. 97, dem so genannten „Erzherzog-Trio“, von Ludwig van Beethoven. Das Kölner Trio bewies seine Vorzüge von Beginn an. Vom Klavier kamen klare Impulse, deutlich setzte das Anfangsthema ein, Günter Ludwigs Partner übernahmen feinfühlig, reagierten zurückhaltend auf manchmal stark akzentuierte Klavierpassagen. Harmonie, Sensibilität und Konzentrationsfähigkeit demonstrierten die Musiker im dritten Satz. Die kraftvolle Schlusssteigerung verfehlte nicht ihre elektrisierende Wirkung. Die pure Musizierfreude im Schlusssatz: gemütlich polternd steigert sich das Finale zu einem lustigen, kecken Ende. Im raschen Kehraus zeigte das Trio Beethovens hintergründigen Humor, gepaart mit viel Feinfühligkeit.

In eine völlig andere Welt führte das zweite Klaviertrio e-Moll op. 67 von Dimitrij Schostakowitsch. „Obwohl die Emotionen tief verborgen liegen, gehört das zweite Klaviertrio zu Schostakowitschs tragischen Werken“, so der Biograf Krzysztof Meyer. Es ist einmal eine Hommage an den plötzlich verstorbenen engsten Freund Iwan Sollertinski, dessen Tod Schostakowitsch sehr erschüttert hat. Aber auch die Trauer um die Tragödie der Juden in der Sowjetunion bewegt ihn, die Verwendung jüdischer Themen belegt dies. In beeindruckender Weise beschwor das Kölner Klaviertrio die Vielfalt der Stimmungen. Das hohl pfeifende Cello-Flageolett, mit dem Joanna Sachryn den ersten Satz eröffnete, ist Todesmahnung; leise, in hoher Lage gesellt sich die Geige von Walter Schreiber dazu; still resigniert tupft Günter Ludwig eine Trauermarschbegleitung dazu. Emotionaler kann man eine Verdichtung aus Trauer und Beklemmung nicht gestalten. Das Allegro des zweiten Satzes bietet keinen Trost. Grimmig, grotesk aggressiv wird ein wilder Bewegungstaumel in den Saal geschleudert. Das folgende Largo steigert noch diese Ausweglosigkeit. Erst im Schlusssatz erklingen versöhnliche Töne, belassen aber die Zuhörer in tiefer Nachdenklichkeit.

Der ausgiebige Beifall bescherte als Zugabe den dritten Satz aus Robert Schuhmanns zweitem Klaviertrio F-Dur op. 80.

Erhard Hundorf

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